Stimme für die Sprachlosen Pfarrer und Medientheologe Robert Geisendörfer
Stimme für die Sprachlosen Pfarrer und Medientheologe Robert by admin
Am Anfang war das Wort. Im Fall der kirchlichen Publizistik war es das von Robert Geisendörfer (1910-1976). Der bayerische Pfarrer erkannte als einer der ersten, dass christlicher Journalismus Unabhängigkeit braucht, um von säkularen Medien und der Öffentlichkeit ernst genommen zu werden und ein loyal-kritisches Gegenüber zur Kirche sein zu können.
Über den kirchlichen und über den bayerischen Tellerrand hinaus tritt Geisendörfer daher unentwegt für publizistische Freiheit ein. Der Theologe gilt daher als Begründer der kirchlichen Publizistik und legt die Grundsteine für das, was der Evangelische Presseverband für Bayern e.V. (EPV) heute ist: das zentrale evangelische Medienhaus in Bayern.
Quelle: Blick vom Kirchturm / Evangelische Medienzentrale Bayern
All das gäbe es nicht ohne ihn – Robert Geisendörfer. Am 26. Februar 2016 jährte sich sein Todestag zum 40. Mal. Doch wer war dieser Mann? Wie sah sein Leben aus? Und wo finden sich die Spuren seiner Arbeit in der modernen Publizistik?
Eine Entdeckungsreise auf den Spuren eines evangelischen Pfarrers mit großer Vision.
Kirchliche Publizistik soll etwas öffentlich machen, Fürsprache üben, Barmherzigkeit vermitteln und Stimme leihen für die Sprachlosen.
Robert Geisendörfer
Die Anfänge
Robert Geisendörfer kommt am 1. September 1910 in Würzburg zur Welt. Von 1930 bis 1937 studiert er in Tübingen und Erlangen Theologie, ab 1935 besucht er das Predigerseminar in Nürnberg.
Zehn Jahre, von 1937 bis 1947, ist der gebürtige Unterfranke Geisendörfer auf seiner ersten Amtsstelle Stadtvikar in Rosenheim mit Dienstsitz in Brannenburg am Inn. Sein Diaspora-Bereich reicht von Prien bis Innsbruck.
Die Seelsorge-Besuche bei den wenigen evangelischen Christen in abgelegenen Bergdörfern sind zeitaufwendig und beschwerlich. Weil es noch kaum evangelische Kirchen gibt, müssen die Gottesdienste oft in Schulen und Gasthäusern abgehalten werden.
Evangelischer Betsaal in Brannenburg o.D. ca. 1943.
In den Kriegsjahren hat Geisendörfer zu seinem ohnehin beschwerlichen Gemeindedienst noch die Lazarette in Brannenburg, Kufstein, Wörgl, Kitzbühel und St. Johann (Tirol) zu betreuen.
Evakuierte Evangelische aus den Großstädten oder evangelische Flüchtlinge lassen die Gemeinden stark wachsen und fordern von Geisendörfer noch mehr Einsatz – oft bis tief in die Nacht.
Häufig steht ihm bei seiner seelsorgerlichen Arbeit die evangelische Lehrerin Ingeborg Schaudig aus Rosenheim zur Seite. 1940 heiraten die beiden, ein Jahr später kommt Tochter Ursula auf die Welt.
Robert Geisendörfer mit seiner Frau Ingeborg und Tochter Ursula (in den 40er Jahren).
Als publizistische Aktivität von Geisendörfer aus dieser Zeit ist nur die Herausgabe und Gestaltung von Gemeindebriefen überliefert. Nach dem Verbot der Kirchenpresse 1941 sind diese die einzige kirchliche Publikationsform. In der erhaltenen Ausgabe vom 4. Advent 1943 stellt Geisendörfer ohne Bezug zur NS-Ideologie oder nationales Pathos dem Schrecken der Kriegszeit die christliche Weihnachtshoffnung gegenüber.